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Lovoo-Dating App und dessen Ortungsproblem

Können Nutzerdaten von Lovoo nachvollzogen werden?

Vor kurzem wurde bekannt, dass der beliebte Anbieter der Dating-App Lovoo ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsproblem haben könnte. Konkret wird vermutet, dass es ohne größeren Aufwand möglich wäre die Bewegungsdaten von Nutzern über mehrere Tage hinweg nachzuvollziehen. Sollte sich das als Tatsache erweisen, und würde der Anbieter dem nicht sehr schnell Abhilfe verschaffen könnte das die Nutzer verunsichern.

Was ist Lovoo?

Lovoo ist eine der beliebtesten Dating-Apps im Netz und gehört zusammen mit Tinder&Co zu den bekanntesten Applikationen im Dating-Bereich. Lovoo glänzt vor allem durch mehr Möglichkeiten, als vergleichbare Apps und durch ein völlig kostenloses Grundangebot. Beispielsweise ist es bei Lovoo möglich einen Video-Chat einzurichten, und das völlig kostenfrei. Zusätzliche Premium-Features können gebucht, aber auch durch eine interne Währung durch eigenes öffentliches Streaming verdient werden. Lovoo ist auf den ersten Blick genau die richtige App für alle, die auf der Suche nach einer zuverlässigen und kostenlosen Dating-App sind.

Neben der Sichtweise der Konsumenten gibt es aber natürlich auch die Sichtweise des Technikers auf die App. Hier stellt sich schnell heraus, dass die App vor allem eine Menge an Daten benötigt um zu funktionieren. Alleine die regionale Suche nach Chatpartnern benötigt eine aktivierte Bewegungserfassung, und auch weitere persönliche Daten müssen von der App zur Sicherstellung der Dienstleistung erhoben werden.

Diese Erhebung erfolgt natürlich nur im Rahmen der gängigen Gesetze und Regelungen, und sollte es zu einem unerwünschten Abfluss von Daten kommen oder gar zu technischen Problemen können sich die Nutzer sicher sein, dass es sich hierbei nicht um eine gewollte Funktion handelt. Lovoo ist definitiv ein seriöser Anbieter, der seinen Mitgliedern und Nutzern ein ungestörtes Dating-Erlebnis bieten möchte.

Wie wurde die Störung entdeckt?

Der Fernsehsender BR (Bayerischer Rundfunk) testete für sein Format eine Reihe von Dating-Apps. Darunter befand sich natürlich auch Lovoo, denn als einer der Marktführer führt einfach kein Weg an der App vorbei. Bei den Tests wurde festgestellt, dass es mit ein wenig technischem Know-How und Fachwissen möglich wäre die Bewegungsdaten der Nutzer ohne großen Aufwand über einen längeren Zeitraum hinweg zu verfolgen. Möglich macht das die Radarfunktion von Lovoo, welche nur im Verbund mit den jeweiligen Einstellungen des Gerätes genutzt werden kann. Durch diese Funktion können User aus der Umgebung bis auf wenige Meter genau gefunden werden.

Bewegt sich der Nutzer der App, passt sich das Suchergebnis auf die neue Region hin an und zeigt die entsprechenden Profile in der Nähe. Im Gegensatz zu Tinder nutzt Lovoo einen sehr geringen Suchradius. Es handelt sich hier um 50 Meter bis 100 Meter. Tinder ist ungenauer und ermöglicht eine Suche nur in einem Radius von bis zu 1000 Meter. Dadurch ist die Suche in Lovoo zwar exakter, allerdings im Falle einer technischen Komplikation auch deutlich anfälliger. Der Abruf der Daten soll durch die gezielte Einrichtung einer Schnittstelle problemlos möglich werden.

Wie genau die Schnittstelle funktioniert, und welche Voraussetzungen für ein erfolgreiches Abfragen der Daten notwendig sind wurde nicht näher beschrieben. Dadurch sollen die Daten der Nutzer auch in der Zukunft etwas sicherer sein. Menschen mit einem technischen Hintergrundwissen werden allerdings keine Probleme damit haben, eine entsprechende API zu entwickeln und auf dem Smartphone zu installieren.

Da bei Lovoo die Bewegungsdaten mit Profildaten verknüpft sind, könnte ein Abruf von weiteren persönlichen und sensiblen Daten ebenso problemlos möglich sein. In manchen Ländern soll diese Funktion schon genutzt worden sein, um homophoben Vorurteilen einen Vorschub zu leisten. Der BR, aber auch Datenschützer kritisieren deswegen den aktuellen technischen Entwicklungsstand der App und verlangen eine deutliche Verbesserung der Sicherheitsarchitektur.

Was kann man als Nutzer tun?

Der effektivste, aber auch einschränkenste Weg wäre einfach das Abstellen des Radars. Eine Nichtnutzung entspricht aber nicht einem Ausschalten. In den Berechtigungen des jeweiligen Betriebssystems sollte es eine Einstellung über die Berechtigungen der jeweiligen Apps geben. Hier sollte es Lovoo nicht möglich sein auf die Bewegungsdaten zuzugreifen. Ist diese Option aktiviert, muss sie erst deaktiviert werden. Bei einer Neuinstallation wird die Berechtigung in der Regel abgefragt, weswegen dieser Vorgang angebracht sein kann. Noch effektiver ist es, wenn die komplette Aufzeichnung der Bewegungsdaten aktiv verhindert und deaktiviert wird. Doch die Aufgabe der Funktion kann die Funktionsweise anderer Apps beeinträchtigen.

Wer den Radar nutzen möchte, der kann an einer anderen Stelle ein wenig schrauben. So kann man als Nutzer darauf achten, so wenig Details wie möglich im Profil anzugeben. Klarnamen nur, soweit nötig und auch Kontoinformationen und Bankdaten sollten auf einem möglichst geringen Niveau bleiben. So werden die mit dem Bewegungsprofil verbundenen Daten weitestgehend wertlos, oder zumindest noch ein wenig schwerer auszuwerten. Eine weitere Möglichkeit ist es sogenannte Cleaner-Apps zu nutzen. Dadurch werden zwar die aktiven Datenströme nicht verhindert, allerdings können zwischengespeicherte Daten vernichtet und dadurch eine langfristige Aufzeichnung von vergangenen Aktivitäten verhindert werden. Auch bei der Installation von Apps sollte generell ein wenig Umsicht eingehalten werden.

Zusätzliche Lovoo-Apps gibt es nicht, und wer im Store auf solche Angebot stößt sollte sie umgehend dem Support melden damit diese gelöscht werden können. Auch auf die Installation von Apps von unbekannten Anbietern mit wenigen, oder stark negativen Bewertungen sollte man so gut es geht verzichten um das Smartphone zu schützen. Ein weiterer Schritt wäre die Einrichtung eines zweiten Google-Accounts als “Fake Profil”, bei welchem alle relevanten Daten verschleiert werden. Das ist allerdings nicht ganz fair gegenüber anderen suchenden Lovoo-Nutzern.

Was sagt Lovoo dazu?

BR hat recherchiert, dass diese Fehlfunktion anscheinend schon länger existiert und in anderen Ländern auch schon genutzt wurde um homosexuelle Menschen zu diskreditieren. Zumindest muss man davon ausgehen, wobei es natürlich vom Einzelfall abhängig ist ob es wirklich die App Lovoo die Ursache war. Beim Anbieter hält man sich derzeit bedeckt und verweist darauf, dass die aktuellen Gesetze und Sicherheitsrichtlinien bei der aktuellen Version der App auf jeden Fall eingehalten werden. Dennoch können Nutzer wahrscheinlich damit rechnen, dass es Lovoo in naher Zukunft nicht beim Status Quo belassen wird.

Alleine die negative Presse wird dafür sorgen, dass sich die Sicherheitsarchitektur der App noch einmal an die Wünsche und Bedürfnisse der User anpassen wird. Denn laut Lovoo soll durch die Nutzung der App vor allem eines erreicht werden: Ein sicheres und unbegrenztes Dating-Erlebnis auf einem hohen Niveau! Das wünschen wir uns als Nutzer natürlich auch. Lovoo nicht nutzen zu können wäre mit Sicherheit einschneidend. Denn keine App auf dem Markt bietet so viele Funktionen und ist so abwechslungsreich wie Lovoo. Dennoch möchte man als User natürlich auf der sicheren Seite stehen und seine Daten nicht irgendwelchen Fremden zur Verfügung stellen.


Quellen